Schwedisch hat in Finnland eine Schwester


Photo: Henrik Trygg/imagebank.sweden.se

Manche finden es vielleicht seltsam, dass Schwedisch bis 2009 nicht die gesetzliche Amtsprache von Schweden war. Darüber hinaus, wenn man nicht aus den nordischen Ländern kommst, weiß man vielleicht auch nicht, dass Schwedisch eine Schwester hat. Eine Schwester, die viel länger eine Amtsprache war – im Nachbarland Finnland.

Finnlandschwedisch (Finlandssvenska) ist eine Gruppe ostschwedischer Dialekte, die auf den Åland-Inseln und an der finnischen Westküste in Städten wie Vaasa (Vasa), Turku (Åbo) und Helsinki (Helsingfors) gesprochen werden. Jedoch ist die zweisprachigkeit in ländlicheren Gegenden deutlicher. Offiziell ist es noch Schwedisch, hat aber einen etwas anderen Wortschatz und eine Reihne von finnischen Lehnwörtern, die du in dem Schwedischen nicht finden wirst, das in Schweden gesprochen wird. Manche Wörter sind landesspezifisch (z.B. fischw: A-rättigheter, schw: utskänkningstillstånd, de: Schanklizenz), manche Wörter sind in Schweden veraltet (e.g. fischw: aderton, schw: arton, de: achtzehn), manche werden in Finnland verwendet, verbreiteten sich aber nie nach Schweden (e.g. fischw: barnträdgård, schw: förskola, de: Kindergarten) und manche sind einfach reine finnische Lehnwörter (e.g. fischw: kiva, schw: trevlig, de: toll).

Das finnische Gebiet gehörte etwa 600 Jahre lang Schweden, bevor es 1809 im Fiasko an der Festung Suomenlinna (Sveaborg) bei Helsinki an die Russen abgegeben wurde. Deshalb ist es nicht besonsderes seltsam, dass es in Finnland eine schwedische Erbe gibt. Der Status einer Amtsprache wird heute noch geschützt und es gibt im Land noch 100% schwedischsprachige Kommunen.

Wenn man etwas genauer hinhört, merkt man, dass es große Unterschiede zwischen diesen Dialekten gibt, wo einige für schwedeische Ohren nicht besonders verständlich sind (z.B. der Dialekt in Närpes, Österbotten), einige, die für Schweden eher wie Schwedisch mit einem finnischen Akzent klingen (gesprochen im erweiterten Gebiet Helsinkis) und einige, die wie einem Dialekt aus dem heutigen Ostschweden klingen. Das ist der Fall mit den Åland-Inseln, wo der Dialekt fast, wie etwas aus dem Stockholmer Umland klingt.

Ein Problem, wovor diese schwedischsprechenden Finnen stehen, ist, dass, wenn sie mit Schweden sprechen, sie für Schwedischlernende gehalten werden. Ihr Dialekt ist dermaßen mit Finnland verbunden, dass die ignoranteren Schweden meinen, sie sprächen Schwedisch mit einem finnischen Akzent. Dies ist nicht der Fall. Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass diese Finnen ja Finnlandschwedisch in der Schule lernen (von manchen Zwangsschwedisch, pakkoruotsi, genannt). Das ist eine Art Schwedisch mit einem eigenen Standard und charakteristischer Aussprache, sodass, wenn Finnen sprechen, der Schwede denkt, es sei ein finnischer Akzent und kein schwedischer Dialekt.

Wenn man Finnland mal besuchst, ist es an manchen Orten wahrscheinlich, dass man Schilder entdeckt, die sowohl auf Schwedisch als auch auf Finnisch geschrieben sind und es ist auch wahrscheinlich, dass man hier und da etwas Schwedisch hört, obwohl die Mehrzahl der Finnen Finnisch sprechen. Möchtest du also auswandern oder in einem schwedischsprachigen Gebiet von Finnland wohnen, lerne doch etwas Schwedisch. Ein bisschen Schwedisch auch in Finnland türen.